Text Werkstatt

Mittwoch, 22. Februar 2006

Abnied von Merzen

Verlaubtmir auch die Stunde zu versagen nicht, dass Fichten grün sind im Winter und der Wannsee blau. Kalt war es dort am 21. November, als ein junges Herz, – so sprecht nicht weiter, die Prinzessinninnenninnen müsseten wirklich weinen und Schmerz, so sagt es doch, soll nicht mehr seinen.

Verlaubtmir nicht zu lören, schwelt ist gru. Die Sprache auseinander, wund wie du. Da reißt und nippelt es an deiner Haut, so rauh und rosa, so blau wie du. Wannseete furchterlich novemberig. Die Kugel traf – Verbrat – das Hirn entzwei, es ging das Blut durch Gold und Mieder ganz hindurch, die Liebe schwahlt in Bechern grün und edel, smaragd die Thule war’s, verstehn wir was? – Die Sprach geht auseinander wie das Blut, kann nicht mehr fassen, was so bläht und gähnt im Hals, das Nackte schwant im Krösus, Gold und Mieder trot, die Sprache ist ein Brei.

So finde durch und schwert und stott und zusagt sie/er/es gerne den Termin für heut, es geht, so sagt, sie, auseinander, mit ihr, tamtamtamtam. Das Wasser färbt sich rot am 21. November, des Dichters Kopf ist ach, es geht ja doch vorbei, jetzt ist nur Knirren und grei und flouida, wo Worte ganz zu reimen sich früher war. Der Plural und der Singular sind auseinander, getrennttt die Worte von Geschuchte, tamtamtamtam. Das klirret irr und kalt und ausgeschnitten aus dem Kontext und dem Konsens unserer Fiktisifanten. Es qwallt hindurch auf Bergen voller Wörter, gesprochen seit Jahrtausenden, nöder für wahr, so nöder, dass möchte friern die Sprache im Glaranz, goldrot. So kalt wars am Wasser, blauber, blauber, weiß die Fläche obendrauf.

Der Schuss, der Termin für heute ist doch abgesagt, der Schuss, er schießt und zungelt durch die Luft, ein effen ist’s, so schnell und schussig, die Mutter war gestorben früh, mit 15, dass kein Sprach war da, für ihn den Drichter. Flowelver welvert, die Sprach, sie sitzt im Rohr, so konzentriert wie nie zuvor. Das Vögelchen, ein Adler war’s im Seelenflug, zwitzwitterte, sein Mantel war nicht warm genug für diesen Tag. Flovelwer kalt und hart, das Wasser blauber, blauber. Schwanüt im Geist, es rinnt und tropft und grient und greint, die Freude jauchzt nur im Gebälk. Im Erd, da matscht und schwert es sehr, das Herz sitzt ja schon unterhalb. Verbindung keine da. Der Daumen schlingt sich fürstlichfleischlich um Abzug des Flovelwers. Und drückt, als wärs ein Glebensziel, mit Lächeln auf den drichterischen Lippen ab. Blau und kaltz. Schuss durch die Luft. Kluft. Puff. Tot. Nummer 1. Schweint, breint und glummt und blubbt blutrot. Dahin, das junge, junge Leben. Vom Vögelchen, gerettet vorm Belendigem. Blutmatscht es durch des Drichters Klopf.

So bin ich erzempfindlich so geworden, verbrinnt es aufs Papier des Drichters, dass mich die kleinsten Angriff, o Flowelver, o vahre Feder voller Gleben, schmerfzen. Abnied von Merzen, was bleibt ist eisern und metallener Glaranz. Die kleinsten Angriff merzen. Der Merz ist hart und kalt. Das Sch ist auf den Khlippen eingefrorn, der Merz drang ein und trat so weh, dass länger gleben ohnehin vertöhndlich war.

Der Mann, er fling in grohen Mutes die Wege auf und ab und fräumte von dem Frollein dort am Wegesrand. Es war sein SchHerz, SchHerz sein war es, was dem Befehl ihm gab. Nicht lörte er den Bruf des Fürsten hart, er hört ihn nicht, weil Fraum die Wirklichkeit erschlang, das Frollein, das im Fraum war eine Kaiserin, das Frollein, das in echt war die Heilbronnerin, so feinfach und schflicht, das Frollein, das die Nicht’ ach war vom Fürsten hart. Im Schlacht war er dann wieder wschach und lörte den Befehl des Herzens, nicht den des Fürstens. So klar war doch die Sach’, das sein SchHerz, das dumme, wich vom Platz, von dem es nicht sollt weichen. Das SchHerz, es weicht vom Platz statt hart z’bleiben. Es wusste nichts von dem Befehl des Fürsten, es hat gefräumt, das überflüssge SchHerz. Gefräumt vom Fürsten hart und seiner Ehr so schwer. Den Lorbeerkranz hat es gesehn

© Sabine Schönfeldt

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